Also doch jüdische Erbschaften?

Woher kam das Geld, das die CDU kurz nach dem Krieg in der Schweiz versteckte? Da hatte man gerade den Eindruck, der CDU-Skandal wäre von den Chefverklärern der Bimbes-Partei erfolgreich aus den Schlagzeilen herausgemogelt worden, da bekommt die Sache eine völlig neue Wendung. Ich meine jetzt nicht die schäbige Dreistigkeit mit der die CDU ihrer gerechten Strafe entgehen will, sondern neue, höchst interessante Enthüllungen.

Die Auswertung von Mikrofilmen hat ergeben, dass die CDU schon in den fünfziger Jahren geheime Konten in der Schweiz unterhalten hat. Da man sich nur schwer vorstellen kann, dass Konrad Adenauer und die anderen Gründungsväter von CDU und CSU ihre 40 Mark von der Währungsreform zusammengeschmissen haben, um ausgerechnet in der Schweiz ein geheimes Konto für ihre Kegelabende einzurichten, wird es nun richtig spannend. Woher kam das Geld, von dem die CDU schon in den 50er Jahren, also kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, annahm, dass man es vor den Augen der Öffentlichkeit besser verstecken sollte? Und zwar an einem Ort, an dem heikle monetäre Geheimnisse totsicher aufgehoben waren.

Haben die Amerikaner der CDU stillschweigend Gelder zukommen lassen, damit Adenauer seine Parteifreunde für die kleindeutsche Lösung begeistern konnte? Oder hat das McCarthy-Regime mit diesen Geldern die CDU in ihrem kalten Krieg gegen die gesamtdeutsch-orientierte, kommunismusverdächtige und damit unamerikanische SPD unterstützt? Oder deutet die Wahl der Schweiz als Hort für den christdemokratischen Nibelungenschatz viel eher darauf hin, dass man das Geld sogar vor seinen neuen Freunden jenseits des Atlantiks sicher verbergen wollte? Versteckte die CDU vielleicht das Vermögen der Zentrumspartei, das deren Schatzmeister, kurz bevor die Partei für das Ermächtigungsgesetz stimmte, noch schnell in Sicherheit gebracht hat? Oder ist das Schweizer Vermögen der CDU sogar der geheimnisvolle, von Glücksrittern und Schatzsuchern in finsteren Seen und Bergwerken so lange und vergeblich gesuchte Nazi-Goldschatz? Ja, sollte es sich bei den geheimen CDU-Geldern gar etwa um jüdisches Eigentum handeln, das auf verschlungenen Wegen die im Nationalsozialismus schnell die bequeme Breite von Hitlers Autobahnen erreichten, sollte es sich also um die blutige Beute der Nazis handeln, die durch die Metamorphosen der Nachkriegszeit in die Hände der CDU gelangt ist, so dass die Lüge von den jüdischen Erbschaften doch ein Körnchen Wahrheit, wenn auch ein ganz besonders schwarzes, enthalten würde?

Wenn dem so wäre, und wenn die CDU immer schon Schwarzgeld zur Finanzierung ihrer Wahlkämpfe eingesetzt hat, dann muss nicht nur die Hessenwahl für ungültig erklärt werden, dann muss der Gründungsmythos der Bundesrepublik neu geschrieben werden. – Solingen 7. März 2000