Resozialisierung von Uli Hoeneß

Geht nicht zu hart mit Uli Hoeneß ins Gericht. Ob er eine schwere Kindheit gehabt hat, weiß ich nicht. Aber der verschossene Elfmeter von 1976 sollte vielleicht bei der Suche nach mildernden Umständen herangezogen werden. So etwas prägt fürs Leben. Vermutlich ist Uli Hoeneß aber einfach nur in schlechte Gesellschaft geraten: in die Gesellschaft der Reichen und Superreichen. Das kann jedem passieren. Wer nun vorschnell härtere Strafen für Steuerkriminelle fordert, erreicht gar nichts. Um solche Leute wieder zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft zu machen, sind Resozialisierungsmaßnahmen und keine Strafen nötig! Vor allem sollten wir Verständnis für diese Menschen am Rande der ehrlichen Gesellschaft aufbringen. Vermutlich wollte Uli Hoeneß einfach nur dazugehören.

Zu wissen, dass man dazu gehört, dass man als Mensch angenommen und akzeptiert wird, ist ein Grundbedürfnis aller Menschen. Wird es nicht befriedigt, werden die Menschen schnell depressiv, oder sie suchen sich Anerkennung dort, wo sie sie finden: im kriminellen Milleu. Doch auch dort findet man Anerkennung nur unter bestimmten Bedingungen.

Wenn man zum Beispiel Mitglied einer Straßengang werden will, muss man durch Taten beweisen, dass man ein echter Kerl ist. Man kann je nach Härte der Gang einer gebrechlichen Oma die Handtasche entreißen, von den kleineren Kindern Schutzgeld erpressen oder einen wehrlosen Obdachlosen zu Tode treten. Erst dann gehört man wirklich dazu.

Will man in den Club der Reichen aufgenommen werden, dann genügt es einfach nicht, viel Geld zu verdienen. Das tun alle wohlhabenden Menschen. Man muss schon zeigen, dass man ein ganzer Kerl ist. Je nachdem wie exklusiv der Club ist, kann man entweder Eltern den Kindergartenplatz für ihre Kinder wegnehmen oder den Kindern alle Zukunftschancen verbauen, indem man den Schulen das Geld für die Lehrer wegnimmt. Bei ganz exklusiven Reichenzirkeln muss man sogar dafür sorgen, dass wehrlosen Hartz-IV-Empfängern die Unterstützung so weit zusammengestrichen wird, dass sie freiwillig aus dem Leben scheiden. Erst wenn man die Gemeinschaft nach Strich und Faden betrogen hat, gehört man dazu.

Die Resozialisierung von Kriminellen ist im Grunde recht einfach und seit Jahren erfolgreich erprobt. Man muss die Straftäter aus ihrem kriminellen Millieu heraus holen. Eine einmalige Vermögensabgabe von 90 % wirkt da oft Wunder. Ein Reicher, der kein Geld mehr hat, um es auf einem Schweizer Konto zu verstecken, wird bei den oberen Zehntausend nicht lange geduldet. Seiner Rückkehr in die Gemeinschaft steht dann nichts mehr im Wege.