Risiken und Nebenwirkungen

Deutschland ist siech. Diese Botschaft versucht uns die Werbeagentur der INSM (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) gemeinsam mit den Dauer-Talkerinnen, früher nannte man so etwas Tratschweiber, Sabine Christiansen und Maibritt Illner mit einem finanziellen Aufwand, der ziemlich viele Arbeitsplätze sichern würde, seit Jahren einzubläuen. Nun bin ich der Letzte, der Deutschland ein Gesundheitszeugnis ausstellte. Im Gegenteil! Wenn es um unser Schulsystem geht, bin ich sogar für eine aktive Sterbehilfe! Aber ich habe doch Grund zu der Annahmen, dass die INSM und ihre Tratschweiber sehr viel eher Symptome der Krankheit als weise Heilerinnen sind.

Seit Jahrzehnten schleppt sich der Patient immer kraftloser von Arzt zu Arzt in der Hoffnung auf eine möglichst schmerzlose Spontanheilung. Knochen und Gelenke schmerzen, Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Kopfschmerzen, Durchfall und periodisches Erbrechen: die Symptome sind so zahlreich, dass man gar nicht weiß, wo man mit der Behandlung anfangen soll. Dem Patienten ist dies jedoch egal, da er sich sowieso nicht entscheiden kann. Denn zwei Seelen wohnen ach in seiner schwindsüchtigen Brust und vertrauen auf zwei miteinander verfeindete Doktoren, die mit allen Mitteln um das Wohl des Patienten ringen. Diagnostiziert Dr. Bundestag eine schwere Lungenentzündung, glaubt Dr. Bundesrat bloß an eine fiebrige Erkältung. Verordnet Dr. Bundestag eine strenge Bettruhe, rät Dr. Bundesrat zu mehr Sport. Und will der eine amputieren, versteckt der andere ganz schnell das Operationsbesteck.

Am 18. September hat der Patient wieder einmal die Wahl, welches Wundermittel er in den nächsten vier Jahren schlucken will, falls es denn vier Jahre werden. Die jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gibt dem Chefarzt ja die Möglichkeit sich bei einem Kunstfehler jederzeit vorzeitig aus dem Staub zu machen. Schauen wir uns also die angebotenen Medikamente gegen das deutsche Leiden einmal genauer an.

Beginnen wir mit dem Designermedikament Hartz IV des sozialdemokratischen Pharmakonzerns Agenda 2010. Diese von Dr. Schröder angepriesene Arznei besteht aus einem ganzen Cocktail höchst zweifelhafter Wirkstoffe und war wegen seines bitteren Nachgeschmacks nie sehr beliebt. Nun will die SPD dem Patienten das Medikament mit der Reichensteuer versüßen, was typisch ist für das Geschäftsgebaren der SPD. Sie glaubt tatsächlich, uns armen Schluckern Rizinusöl als Deliktesse schmackhaft machen zu können, wenn man dem reichen Patienten nebenan aus Gründen der ausgleichenden Gerechtigkeit einmal im Jahr einen unangenehmen Einlauf verpasst.

Kommen wir deshalb schnell zum Mittel der Konkurrenz. Das CDU-Medikament hat zwar schon einen, wenn auch altbackenen Namen »Deutschlands Chancen nutzen!«, aber beim Wirkstoff herrscht noch große Uneinigkeit. Die auf schnelle Umsätze versessene Konzernspitze möchte einen dreistufigen Wirkstoff vermarkten, die Forschungsabteilung unter der Leitung von Professor Kirchhof glaubt jedoch mit einem einzigen die bessere Lösung parat zu haben. Und der Aufsichtsratsvorsitzende aus Bayern möchte am liebsten erst einmal alle Ossis mit Hilfe einer Glückspille aufheitern, bevor er sich entscheidet, wie es weitergehen soll. Überhaupt hat Angela Merkel ein Faible für Wunderheiler. Da ruft sie beispielsweise den Hersteller von Atomanlagen herbei, der natürlich prompt die Laufzeit alter Atomanlagen verlängern will, damit Siemens die Anlagen dann auf Kosten der Steuerzahler modernisieren kann. Da fallen mir sofort die warnenden Worte Edmund Stoibers ein: nur die dümmsten Kälber wählen sich ihre Schlachter selbst. Wir sollten auf ihn hören! Mag ja sein, dass die Gewinnmaximierung von Aktiengesellschaften mit Hilfe unserer Steuergelder in den Augen der INSM eine gute Politik ist. Aber ich möchte die Sicherheit von Atomanlagen nicht einer Firma überlassen, die noch nicht einmal anständige Handys bauen kann!

Kommen wir deshalb zu den kleineren Anbietern auf dem Markt. Die FDP möchte am liebsten alle Medikamente absetzen, da sie auf die Selbstheilungskräfte des Patienten vertraut und sicher sein kann, dass ihre Klientel bei diesem Experiment nicht zu den Versuchskaninchen gehören wird.

Die Grünen wissen als Ökologen, dass es so etwas wie vollkommene Gesundheit sowieso nicht geben kann, weshalb sie darauf verweisen, dass einige Körperteile des Patienten wie z. B. die Solarindustrie sich einer blendenden Gesundheit erfreuen. Und im übrigen sind sie froh, dass der Benzinpreis sich von ganz alleine auf eine Höhe zubewegt, für die sie als Scharlatane geteert und gefedert worden wären.

Werfen wir zu guter Letzt noch einen Blick auf das brandneue Generika »Die Linke.PDS«. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als der Klassiker unter den sozialen Wundermitteln. Der Wirkstoff wurde schon unter einer ganzen Reihe von Namen vertrieben. Doch ob KPD, USPD, DKP, SED oder PDS: außer schlimmen Nebenwirkungen hatte das Mittel nie viel zu bieten. Trotzdem wird der Wirkstoff aus dem 19. Jahrhundert immer noch als Allheilmittel insbesondere gegen die Frustrationen politischer Maulhelden angepriesen. Leider kann man dem Hersteller daraus keinen Strick drehen, da der Wirkstoff regulär zugelassen ist. Und im Beipackzettel steht außerdem ausdrücklich, dass das Mittel niemals angewendet werden soll. Allerhöchstens ist an eine Anwendung in homöopathischer Dosis in der Opposition gedacht.

Und so stehen viele Wähler ratlos da, misstrauen den angepriesenen Medikamenten und greifen zu einem alten Hausmittel: dem Nichtwähler-Tonikum.