70 Jahre Bundeswehr
Heute vor 70 Jahren wurde die Bundeswehr gegründet. Ihre ersten Generäle haben vermutlich noch gehofft, mit amerikanischer Unterstützung das Unternehmen Barbarossa doch noch zu einem erfolgreichen Ende zu führen. Daraus wurde bekanntlich nichts. Jahrzehntelang musste die Generalität stattdessen den Bürger in Uniform ertragen, der ihnen Jahrgang für Jahrgang zum Abschliff frei Haus auf die Kasernenhöfe geliefert wurde. Was für eine Qual!
Aber unter Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg war damit endlich Schluss. Die allgemeine Wehrpflicht wurde abgeschafft und die Generäle hatten endlich ihre saubere Söldnertruppe, mit der sich die Rendite der Reichen und Mächtigen in aller Welt verteidigen ließ.
Endlich war man diese Zivilisten los, die unangenehme Fragen hätten stellen können. Warum zum Beispiel die Fähigkeit zur Landesverteidigung dem schnellen Eingreifen im Interesse global agierender Unternehmen geopfert wurde. Der besorgte Bürger in Uniform hätte auch darüber meckern können, dass der Schutz der Zivilbevölkerung mit den Jahren flöten gegangen ist. Zur Hochzeit des Kalten Krieges hatten wenigstens noch einige wenige, sehr privilegierte Menschen Zugang zu einem Bunker. Heute dienen Bunker als Rechenzentrum für Pädophile oder als lärmende Techno-Clubs. Kaum war der Bürger in Uniform dispensiert, wurde die Armee von den Verteidigungsministerinnen bloß noch als Vorwand benutzt, um befreundeten Unternehmensberatungen die Taschen voll zu machen.
Über die Einsatzfähigkeit der Truppe kann der Bürger nicht mehr aus eigener Anschauung urteilen. Obwohl natürlich die Spitzen des Eisbergs, wie zum Beispiel die digitalen Funkgeräte, einen tiefen Einblick in die Unfähigkeit unserer Armee gewähren. Auch die Drohnen, die am Himmel friedlich ihre Kreise ziehen und unser Land völlig aus dem Takt des neoliberalen Gleichschritts bringen, lassen zum Geburtstag keine Feierlaune aufkommen. Die Ukraine ist nach drei Jahren Dauerbeschuss durch Putins Raketen und Drohnen verteidigungsfähiger als die größte Volkswirtschaft Europas.
Die Verteidigung der Landesgrenzen und der Schutz der Bevölkerung haben im deutschen Militär allerdings auch keine Tradition. Wenn schon, dann die ganze Welt oder wenigstens Deutsch-Südwest, zur Not auch den Hindukush! In 70 Jahren Bundeswehr gab es niemanden, der eine konsequent auf Verteidigung und Schutz der Zivilbevölkerung ausgerichtete Militärdoktrin verfolgt hätte. Er wäre ausgelacht worden. Als die Bundeswehr zehn Jahre nach Kriegsende gegründet wurde, klang den meisten Deutschen noch die Prahlerei Görings in den Ohren, der bei Kriegsbeginn gesagt hatte: »Ich will Meier heißen, wenn nur ein feindliches Flugzeug über die deutschen Grenzen kommt.« An die Bevölkerung denken die Herren, wenn überhaupt, dann zuletzt, wenn das Volk als Volkssturm das letzte Aufgebot beim Untergang bilden darf.
Das ist heute nicht viel anders. Vor wenigen Jahren versagten in Deutschland sogar die Sirenen. An Bunker für die Bevölkerung wie in Finnland ist hierzulande gar nicht zu denken. Auf das Totalversagen der Verantwortlichen bei der hybriden Kriegsführung will ich gar nicht eingehen. Da kauft ein pathologischer Wurstfresser lieber für eine Milliarde Microsoft-Lizenzen und liefert alle bayrischen Behörden gleich von Anfang an nicht nur den Amis aus. Auch die Russen sagen Danke, wenn deutsche Behörden mit Software arbeiten, die nach Hause telefoniert und die niemand im Land versteht und folglich auch nicht absichern kann. Dass es anders geht, zeigt der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, der das Land gerade mit Linux absichert. Aber er ist auch näher dran. Immerhin ist die Ostsee bereits Kriegsgebiet.
Zum 70. Geburtstag der Bundeswehr gibt es also nicht viel zu feiern. Der berühmte Bürger in Uniform war selbst zu ihren besten Zeiten eine Lüge, denn in einem Land, dessen Regierungen vor allem am Wohlergehen einer globalisierten Wirtschaft und ihrer anonymen Shareholder interessiert sind, kann man nicht erwarten, dass der Schutz der Bevölkerung vor äußeren Feinden und Nazis im Inneren die geringste Priorität besitzt.