Besser nicht regieren, als mit Mann regieren

Ich soll also eine Partei wählen, denen die Frauenquote wichtiger ist als die Chance, an die Macht zu kommen? Eine Partei, die den Lindner macht? Besser nicht regieren, als mit Mann regieren? Ist das euer Ernst? Ich soll eine Partei wählen, die eine Frau zur Kanzlerkandidatin macht, von der ihre Bewunderer nichts besseres zu sagen wissen, als dass sie eine gute Netzwerkerin sei? Netzwerken – das ist das Golfspielen der Generation Praktikum, die Hinterzimmerpolitik der Credit-Point-Sammler, der Kölsche Klüngel der prekären Ich-AGs! Sind das die Qualitäten, die eine Kanzlerin braucht, um das Umkippen des Klimas, so weit es überhaupt noch geht, zu verhindern?

Als die Partei ganz oben in den Umfragen stand, hatte der Kandidatenkandidat einen deutlichen Vorsprung vor der Kandidatinskandidatin bei der Frage, wen sich der Wähler eher als Kanzlerin oder Kanzler vorstellen könne. Ihm fehlte aber das Entscheidende in der Chai-latte-Partei: das soziale Doppel-X-Chromosom.

Ich soll eine Partei wählen, die auf ihr demokratisches Recht, den Kanzlerkandidaten aufzustellen, verzichtet, und die Entscheidung lieber zwei Menschen im Hinterzimmer überlässt, von denen der eine nichts gewinnen kann, wenn er versucht, sich durchzusetzen, und die andere nichts zu verlieren hat, wenn sie die Geschlechterkarte zieht? Die Furien des grünen Wohlfühl-Feminismus hätten den Mann zerrissen, wenn er erst auf die Umfragen und dann auf sich gezeigt hätte.

Natürlich hätte auch der Kandidat Schwächen offenbart. Er prägt gerne Sätze, denen die deutsche Journaille nicht ganz folgen kann. Das mag sie gar nicht. Dabei sind heute bloß noch Bildzeitungsleser dümmer als die Redakteure eben jener Zeitung für die ganz Dummen. Er hat zu allem Überfluss auch noch eine Doktorarbeit geschrieben, auf die sich die Plagiatsjäger wie unterzuckerte Fliegen gestürzt hätten, wäre er als Kanzlerkandidat vom Bistrotisch aufgestanden. Dass sich die Helden der Fußnoten auch auf das schmalbrüstige Wahlkampfbüchlein der Kandidatin stürzen würden, ahnte natürlich keiner.

Als Frau musstest du früher sehr viel besser sein als der letzte noch in Frage kommende Mann, um das Rennen um einen gut dotierten Posten zu machen. Ein Mann hat heute gar keine Chance mehr, wenn sie die Quotenkarte zieht. Und das sollen wir jetzt feiern?

Ich soll mitten in der Klimakatastrophe einer Partei vertrauen, die für eine aus dem 20. Jahrhundert überkommene Frauenquote die einmalige Chance verspielt, die Hebel der Macht für die Rettung unseres Planeten einzusetzen? Ich hätte einer Partei, die den Krieg gegen Serbien unterstützte und die der Sozialdemokratie half, den Sozialstaat zu vernichten, um aus Deutschland ein Billiglohnparadies zu machen, deutlich mehr Machtinstinkt zugetraut, wenn es buchstäblich um alles geht.

In einer absoluten Monarchie muss man den König entweder aufklären oder enthaupten, um die Lage zu verbessern. Was aber muss man in einer von Parteien gekaperten Demokratie machen? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht.