Griff in die Kasse

Auf nichts ist mehr Verlass in dieser Welt als auf die langen Finger der Politiker. Wer von Geburt an Mein und Dein nicht unterscheiden kann, sollte Politiker werden, wenn er nicht früher oder später im Gefängnis landen will.

Während Taschendiebe ihr Examen in öffentlichen Verkehrsmitteln ablegen und dir das Portemonnaie aus der Gesäßtasche zaubern, selbst wenn du darauf sitzt, müssen Politiker noch vor dem Ablegen des lebenslangen Lügengelübdes den beherzten Griff in öffentliche Kassen lernen. Überraschenderweise ist bei diesem Examen noch kein Politiker durchgefallen. Was im Strafgesetzbuch Veruntreuung genannt wird, nennt die Cosa Nostra des öffentlichen Lebens Parteienfinanzierung. Und Geld können Parteien immer gebrauchen. Besonders jetzt, wo die Zahl der Deppen abnimmt, die mit ihren Mitgliedsbeiträgen genau die Kugelschreiber und Luftballons finanziert haben, die sie bei Regen und Schnee in der Fußgängerzone verteilen sollen, damit ihre Parteiführer erneut ein warmes Plätzchen in der Nähe einer öffentlichen Kasse erhalten! Und da Große Koalitionen keine halben Sachen machen, spendieren sich die Parteien eine Erhöhung ihrer Bezüge von 15 %. Hurra, es ist Selbstbedienung! Der Sozialstaat bleibt im Kern erhalten!

Erst erhöhen CDU/CSU und SPD die Steuern, dann greifen sie umso tiefer in die prallgefüllte Kasse. Und was tut der Besitzer der Kasse? Er handelt nach dem christlichen Grundsatz, wer dir das Portemonnaie aus der rechten Hosentasche klaut, dem halte auch die Geldbörse in der linken hin. Frau Merkel, die Mutter aller Langfinger, ist beliebter denn je.

Wenn es aber doch mal eins auf die Finger gibt, dann will es keiner gewesen sein.