Saddam und Schröder sollen weg

Dass die Amerikaner von ihrem Gott dazu berufen wurden, in vielen Ländern der Welt die Regierungen nach Belieben wegzuputschen oder wegzubomben, wissen wir. Dass auch Deutschland zu den Ländern gehört, deren Regierung nach einer Wahl zunächst vom amerikanischen Präsidenten abgenickt werden muss, ist jedoch neu. Richard Perle, seines Zeichens Berater von US-Kriegsminister Bumsfeld, forderte gestern jedenfalls Schröders Rücktritt. Leider war in Washington nicht zu erfahren, ob die USA ein Kopfgeld auf Schröder aussetzen, denn bei vier Millionen Arbeitslosen findet sich bestimmt jemand, der ein oder zwei Millionen Dollar gut gebrauchen könnte. Ein Krieg gegen Deutschland würde die USA sicher noch teurer zu stehen kommen als der Krieg gegen den Irak, dessen Kosten man inzwischen auf 200 Milliarden Dollar schätzt. Dem irakischen Volk wollen die USA jedoch lediglich die Gewehrkugel ersetzen, mit der sie Saddam zur Strecke bringen. Fleischer sagte: »Der Preis einer Gewehrkugel wäre deutlich niedriger, falls es die irakische Bevölkerung selbst in die Hand nehmen würde.«

Vielleicht schicken die USA demnächst Chemiewaffeninspekteure nach Leverkusen zur Bayer AG, um Deutschland daran zu hindern, fettleibige Amerikaner durch Cholesterin senkende Chemiewaffen ins Jenseits zu befördern. Oder konveniert ihnen ein Präventivschlag gegen die deutsche Autoindustrie dann doch mehr? Schließlich ist jedes deutsche Auto auf Amerikas Straßen eine Bedrohung für den Weltfrieden.

Schröder muss weg, das scheint in Washington beschlossene Sache zu sein. Die Drecksarbeit könnten US-Spezialkräfte erledigen, ein deutscher Arbeitsloser oder eine Brezel. Wahrscheinlich hat George W. Bush in seinem Atombunker unter dem Weißen Haus bereits den Namen Schröders auf eine kleine sperrige Brezel geritzt und sich vorgenommen, ihm beim nächsten Treffen ein wenig Naschwerk anzubieten.

Große Angst braucht Gerhard Schröder aber wohl nicht zu haben, denn wie wollen die Amerikaner, denen der Mossad den WTC-Bomber auf dem Silbertablett präsentierte, ohne das die Agenten von gods own country auch nur das Geringste damit anzufangen wussten, es anstellen, eine Killer-Brezel in Schröders Büro zu schmuggeln. Der Mossad würde zu diesem Zweck eine vergiftete Zigarre wählen, aber gottseidank haben die Israelis scheinbar kein Interesse daran, Schröder aus dem Weg zu schaffen. Im Vergleich zum Verhältnis Schröder-Bush muss man das Verhältnis unseres Kanzlers zu Ariel Sharon wohl als blendend bezeichnen, was nicht daran liegt, dass Schröder Sharons Bulldozerpolitik nun über den grünen Klee loben würde. Es liegt vielmehr daran, dass die Israelis der Meinung sind, dass ein deutscher Bundeskanzler den Regierungsauftrag aus den Händen seiner Wähler und nicht aus den Händen eines von Gott ausersehenen amerikanischen Präsidenten erhält.

In Acht nehmen sollte sich Schröder dagegen vor Tony Blush, dem Gouverneur des US-Bundesstaates Britannien. Wenn Tony seinem Parteifreund Gerhard demnächst ein britisches Bier spendieren will, sollte Schröder auf Wein bestehen, auf Chianti, auch wenn die ehrenwerte Gesellschaft um Berlusconi gerade erst der EU in den Rücken gefallen ist, und den Amerikanern bei Kriegsverbrechen und Völkermord Immunität zusicherte. – Solingen den 3. Oktober 2002