Weg mit den grünen Bremsklötzen!

Schade, dass es für Parteien, die auf Machtentzug sind, kein Methadon-Projekt gibt, denn sonst könnte der F.D.P. schnell geholfen werden. So aber müssen wir uns alle vor der Beschaffungskriminalität dieser Partei fürchten, solange Clement vernünftig bleibt. Aus Angst, der sozialdemokratische Freier könne ausgerechnet jetzt, wo man endlich wieder vor dem Bahnhof steht, an einem vorbeigehen, um es mit der Grünhaarigen zu treiben, macht nun sogar Burkhard Hirsch Hausbesuche bei Clement, um zu sagen: Wir machen alles für einen Hunni.

Nun tut man als Freier gut daran, gerade im Bahnhofsviertel Vorsicht walten zu lassen, denn nicht selten wird aus dem Hunni dann doch die ganze Brieftasche, gut gefüllt mit Scheinen, Schecks und Kreditkarten. Aber andererseits will man natürlich auch mal Sachen machen, die die Grünhaarige partout nicht machen will.

Möllemann hat im Wahlkampf einen schönen Spruch kreiert, und mit verkaufsstarken Sprüchen kennt er sich aus, schließlich arbeitet seine Verwandtschaft im Umfeld von Supermärkten. Clement solle endlich die grünen Bremsklötze wegnehmen und den blau-gelben Turbo nehmen. Nur wohin er dann mit dem Turbo fahren soll, das sagt Möllemann nicht.

Daher kann man nur spekulieren, und das wollen wir hier nun tun. Clement hat letztens gesagt, man müsse Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigen, wirtschaftsfreundlicher gestalten. Als leuchtendes Vorbild werden uns da ja auch immer wieder die Niederlande hingestellt und das mit Recht. Denn welche Dynamik wirtschaftsfreundliche Genehmigungsverfahren entfalten können, haben wir am Wochenende erleben können in Enschede. Da haben die pragmatischen Holländer also einfach einen ganzen Stadtteil um eine Feuerwerksfabrik herumgebaut. Das nennt man dann eine vorbildliche Förderung von Wohneigentum durch preiswertes Bauen. Und dann durfte diese Fabrik anscheinend, weil sie ja auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sein soll, Explosivstoffe, die die 1,2-fache Sprengkraft von TNT besaßen, in 14 simplen Schiffscontainern auf dem Hof lagern. Das nennt man dann, in Möllemanns Worten, schnelles, wirtschaftsfreundliches Entscheiden. Denn vermutlich macht die ostasiatische Konkurrenz das auch so.

Seit Samstag wird die Firmenleitung der Feuerwerksfabrik vermisst. Ob sich die aufopferungsvollen Unternehmer, die mit ihren unermüdlichen Bemühungen so viele Arbeitsplätze geschaffen haben, unter den 200 verdampften Opfern auf dem ehemaligen Supermarktgelände neben der Fabrik oder auf den Philippinen befinden, wird man vorerst wohl nicht klären können.

Die F.D.P. und Clement sollten daher die niederländische Wirtschaftspolitik nicht einfach eins zu eins übernehmen. Man könnte zum Beispiel, ganz pragmatisch, ähnlich dem Zeugenschutzprogramm, ein Unternehmerschutzprogramm entwickeln, das Geschäftsführern, die Kollateralschäden zu verantworten haben, eine neue Identität verschafft.

Aber so weit gehen die Pläne der F.D.P. noch nicht, schließlich hat sie bisher nur einen einzigen Plan: an die Macht zu kommen. Ob sie aber einmal an der Macht ihre unterschwellig gemachten Wahlversprechen auch einhalten wird? Wird sie wirklich alle Autobahnen in NRW fünfspurig ausbauen und alle Tempolimits aufheben? Das wäre zu schön, um wahr zu sein! Denn so könnten wir das Klimaziel von Rio vielleicht doch noch erreichen. Je mehr Autofahrer sich totfahren, um so besser für unsere Umwelt. Vielleicht kann man durch eine Lockerung der strengen Bestimmungen für Gefahrguttransporte den Wirkungsgrad dieser Umweltpolitik noch um einige Prozentpunkte erhöhen?

Übrigens hat nun eine OECD-Studie die schwierige Frage beantwortet, wie es zu dem Erfolg der F.D.P. in NRW kommen konnte. Der naturwissenschaftliche Unterricht an unseren Schulen ist daran Schuld, denn er ist hundsmiserabel. Kein Wunder also, dass der durchschnittliche Jungwähler noch nicht einmal grundlegende ökologische Zusammenhänge verstehen kann. Die F.D.P. hat dieses Problem endlich erkannt und holte die Jungwähler da ab, wo sie dumm rumstanden: in einer Big-Brother-Talkshow. Sollte die F.D.P. also tatsächlich an die Macht kommen, so wird sie einen Teufel tun und die Bildung fördern, denn dann wäre sie spätestens, wenn die nächste, dann gut ausgebildete Jugend an die Urnen geht, wieder draußen vor der Landtagstür.

Die Jugend von heute, ein Trauerspiel. Ich habe als Jugendlicher in meinem kleinen Chemielabor immerhin noch mein eigenes Schwarzpulver hergestellt. Aber die Kenntnisse, die ich mir dabei angeeignet habe, gelten heutzutage ja als wirtschaftsfeindlich bzw. als grüner Bremsklotz. – Solingen 17. Mai 2000