Das Sudelbuch wird ein Jahr alt

Das Sudelbuch wird am Sonntag, den 20. Juni, ein Jahr alt. Das ist angesichts der Schnelllebigkeit des Internets schon fast ein biblisches Alter und also ein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen, was ich auch tun werde, und zwar in Italien, vollkommen offline.

Der eine Leser wird sich nun besorgt fragen, wie er zwei Wochen, denn so lange werde ich im Lande blühender Zitronen verweilen, ohne Sudeleien aushalten soll, der andere Leser wird sich dagegen zurücklehnen und aufatmen: endlich einmal Ruhe, wenigstens von dieser Seite. Natürlich hoffe ich, dass es mehr Leser von der ersten Sorte gibt. Aber den Lesern der zweiten Sorte bin ich deshalb auch nicht gram, denn immerhin sind es Leser; und die sind einem Autoren heiliger, als dem Dienstleister in unserer dienstleistungsorientierten Gesellschaft ein pünktlich zahlender Kunde. Und dass ich versuche, es jedem recht zu machen, kann angesichts des Gemischtwarenladens mit Namen Sudelbuch niemand bestreiten.

Der intelligente Leser wird nun schon ahnen, worum es geht. Und wandelte ich nicht zwei Wochen weitab von meinem E-Briefkasten und bitterbösen Leserzuschriften auf Seumes Spuren in Italien, ich würde mich nie trauen, davon anzufangen. Das Sudelbuch wird, wie so viele Projekte, bisher einzig und allein von seinem Verfasser getragen, der zwar deshalb noch nicht am Bettelstab wandelt, aber eben Kosten hat, die nach einem Jahr immerhin schon gelernt haben, zu laufen.

Not macht erfinderisch, und anders kann ich mir die Erfindung der Werbung auch nicht vorstellen. Da ich aber der Meinung bin, dass der Leser im Sudelbuch schon mehr als genug Sudeleien ertragen muss, will ich auch in Zukunft keine Schmierereien werblicher Natur im Sudelbuch zulassen. Sogar einen Link zu einem Online-Buchladen verkneife ich mir, obwohl der mittlerweile auf jeder noch so unbedeutenden Homepage zu finden ist.

Um es kurz zu machen: der Verfasser des Sudelbuchs unternimmt den Versuch, den geneigten Leser oder die geneigte Leserin um eine kleine Spende zu bitten. Da das Amtsgericht dem Sudelbuch höchstens Gemeingefährlichkeit attestieren wollte, und mir zur gemeinen und nützlichen Vereinsgründung zwei weitere Deutsche fehlen, kann ich jedem, der das Sudelbuch finanziell unterstützen will, nur mit einem feuchtwarmen Händedruck danken. Der aber kommt von Herzen und kostenlose Sudeleien gibt’s noch obendrauf! – Solingen 18. Juni 1999